Das wird ein Fest. Im wahrsten Sinne. Mind The Gap Fest 2024. Das legendäre Punkrock-Fanzine Mind The Gap feiert am 14. September im Bambi Galore und stellt an diesem Abend Restmensch aus Hamburg und die Hannoveraner Punks von Tag/Ohne/Schatten auf die Bühne, die wundervollen Arrested Denial (über die Samy von den Broilern mal sagte: “Ganz fettes Zeugs. Die klingen wie eine deutsche Version von Rancid.“) und legendäre Bands wie Duesenjäger und die – so viel Bock! – Richies. Alter! 1990er Pop-Punk-Giganten, cheesy as geht nicht mehr, wunderbar. Wir haben bei Gierfisch vom Mind The Gap mal nach gefragt.‘
1) Print Vs Online – was hat welche Vorteile und habt ihr mal überlegt, eure Inhalte auch online zu stellen?
Wir sind als Print-Fanzine gestartet – und nur das ist in meinen Augen ein echtes Fanzine. Natürlich gibt es auch liebevolle Blogs, Insta und tiktok-Profile, aber das ist was anderes. Auf Facebook und Insta bieten wir zusätzliche Infos – und auch viel Quatsch – aber keine Heft-Inhalte. Ein Heft wie das unsere bleibt auch nach 26 Jahren herrlich un-digital und mir gefällt die Idee, dass es zwar die kleinsten Underground-Bands inzwischen bei Youtube und Spotify zu hören gibt, die Underground-Fanzines aber gerade eben nicht. Die gibt es nur offline. Es ist ein bisschen wie Vinyl-Hören. Man muss etwas auf sich nehmen, aber man wird auch belohnt. Hoffe ich … (grinst)
2) Mind The Gap – worum geht’s, seit wann gibt es euch und wie oft erscheint ihr?
Das Heft gibt es seit 1998, wir sind im 26. Jahr und kommen seit langem auch nur auf ein Heft pro Jahr. Diese Geschwindigkeit oder eher Langsamkeit hat sich bewährt. So bekommen wir das Heft auch neben unserem Alltag mit Job und Familie noch realisiert. Und gleichzeitig kommen wir gar nicht auf die Idee, wirklich aktuell sein zu müssen.
3) Mind The Gap Fest. Was müssen wir wissen?
Wir machen das Mind the Gap Fest seit 2022 einmal im Jahr als kleines Clubfestival, immer im Bambi Galore, weil es einfach der schönste Punk- und Metalkeller in Hamburg ist. Unser Anspruch ist es, mehr als ein normales Konzert mit vier oder fünf Bands zu sein. Es soll was besonderes sein. Das ist uns wohl ganz gut gelungen bisher, wenn ich das Feedback so betrachte. Wir schauen, dass wir immer ein paar Specials mit dabei haben, zum Beispiel exklusive Gigs oder Gastauftritte. Dieses Jahr feiern Restmensch ihre Albumrelease-Show bei uns, die Richies kommen erstmals seit ich glaub zwanzig Jahren wieder nach Hamburg, und Tag/ohne/Schatten spielen überhaupt das erste mal in Hamburg. Dazu noch Duesenjaeger aus Osnabrück und Arrested Denial aus Hamburg. Das Line-Up wie in den letzten Jahren eine Mischung aus Freunden und Lieblingsbands, einige sind auch beides.
4) Duesenjaeger & Richies – mal eben zwei legendäre Bands gebucht. Ist so was easy oder schon mit diversen Mühen verbunden?
Wir haben einfach mal gefragt. Und dann ging es vor allem mit der Terminfindung etwas hin und her und schließlich passte es. Es ist bestimmt von Vorteil, dass unser Heft in gewissen Kreisen schon einigermaßen bekannt ist. Und das sind ja zwei szene-nahe Bands. Klar ist auch, dass etablierte Bands von außerhalb nicht für eine Kiste Bier spielen. Da muss dann das Gesamtpaket stimmen. Und nicht zuletzt haben wir uns wohl glaubhaft als echte Fans zu erkennen gegeben.
5) Was ist das Schönste daran, ein Festival auf die Beine zu stellen und was nervt richtig?
Das schönste sind die glücklichen Gesichter am Abend, auch schon bei der Ankunft wenn die ersten Gäste kommen und man merkt: OK, es geht los, es passiert jetzt wirklich. Und wenn Bands und Gäste gleichermaßen zufrieden sind. Und wenn man merkt, die kommen jetzt wirklich weil sie unsere Idee von einem Festival gut finden, und in den meisten Fällen eben nicht weil sie nur eine Band sehen wollen.
6) Wie wohl fühlt ihr euch als Fanzine und als Musik-Nerds in Hamburg, was würdet ihr gerne ändern und was findet ihr so richtig toll an und in der (Musik-)Stadt?
Die Stadt Hamburg muss aufpassen, dass sie ihre musikalische Vielfalt und Subkultur nicht verliert. Gentrifizierung ist die Seuche. Läden machen zu, weil sie einfach keine annehmbaren Räumlichkeiten mehr kriegen bzw. diese nicht behalten können. Ich glaube manchmal, solche schönen Projekte wie das Gängeviertel und das Molotow, um die gerungen wird und dann offenbar ja eine Lösung findet, sind so ein Feigenblatt. Die haben so eine Alibi-Funktion. Wir brauchen Räume, Locations, wo sich Kollektive und Veranstalter auch ohne primär kommerziellen Gedanken ausprobieren können. Das muss die Stadt gewährleisten. Das Clubhaus St. Pauli am Spielbudenplatz ist dahingehend zum Beispiel eine einzige Enttäuschung. Das hilft doch niemandem. Wenn irgendwann die Subkultur und die schmuddeligen Kaschemmen aus St. Pauli verschwunden sind brauchen wir auch keine Touri-Hotels mehr im Viertel. Weil das Viertel dann seine Besonderheit und somit seine Anziehungskraft verloren hat.
Interview: Mathias Frank

