Wir präsentieren: zwei Bands, die eigentlich keine Vorstellung mehr brauchen. Wie jedes Mal also. Nur eben wieder ein Abend, der sich anfühlt, als würde jemand das Fundament unter Hamburgs St. Pauli leicht anheben – ganz sanft, bevor der Druck kommt.
So, stellt euch das vor: Der Mai ist da, Hamburg schwitzt, und im Gruenspan ziehen Wolken auf. Kein Gesang, keine Pause, kein Licht außer dem, das sich im Nebel der Verstärker bricht. Russian Circles bauen ihre Songs wie Monumente – Schicht für Schicht, bis man nicht mehr weiß, ob man zuhört oder längst Teil der Druckwelle ist. „Harper Lewis“, „Deficit“, „Mládek“ – Titel, die mehr sagen als ganze Textbücher. Es ist wuchtig, dunkel, und irgendwo dazwischen passiert etwas, das man nicht greifen kann – aber fühlen muss.
Und wenn man denkt, jetzt ist der Höhepunkt erreicht, kommt doch noch eine dieser endlosen Steigerungen, die alles mitreißt: Bass wie eine Brandung, Drums wie ein Gewitter im Raum, Gitarren, die eher schneiden als klingen. Sie spielen keine Songs – sie errichten Klangarchitektur. Die Art, bei der man sich irgendwann fragt, ob das Publikum noch atmet.
Wie letztes Jahr, am 26. Oktober 2024. Ausverkaufte Hütte im Uebel & Gefährlich. Wir waren da. Russian Circles haben das Haus in Schwingung versetzt – präzise, gnadenlos, aber trotzdem mit dieser seltsamen Wärme, die zwischen den Riffs durchscheint. Es war einer dieser Abende, an denen die Luft dicker wird, weil niemand wirklich ausatmet. Die Songs brechen über einen herein wie Betonregen, aber in Zeitlupe, als wolle jemand, dass man jeden einzelnen Splitter bewusst wahrnimmt. Und wenn dann das letzte Feedback langsam ausklingt, bleibt dieses seltsame Gefühl: als hätte man etwas erlebt, das man nicht ganz erklären kann.
Pelican bringen den neuen Langspieler Flickering Resonance mit – und der klingt, als hätten sie sich selbst die Sonne zurückgeschraubt. Schon der Opener „Gulch“ ist ein kleiner Hoffnungsschimmer, ein optimistischer Riff-Prolog, der vorgibt, kurz zu sein, nur um in Wahrheit eine ganze Stimmung anzukündigen. Die Gitarren sind heller, weniger Doom, mehr Glühen. „Evergreen“ funkelt, „Flickering Stillness“ schwingt sich fast versöhnlich auf, und „Indelible“ rollt heran wie ein bunt bemalter Bulldozer auf LSD. Laurent Schroeder-Lebec ist wieder mit an Bord – was man hört, spürt, riecht. Alles etwas verspielt, alles etwas zu schön, um wirklich friedlich zu sein.
Und natürlich, wie jedes Jahr, gibt’s auch diesmal wieder eine Verlosung – kurz vorher.
Aber wer das Schicksal nicht provozieren will, kann sich sein Glück einfach kaufen:
Eventim oder TixforGigs.
Beides funktioniert. Nur eines riecht besser nach Karma.

