„Du hast zwar eine schöne Höhle, doch deine Seele die ist schwarz“ – kann einer in diesem Land schöner über Vinyl-Singles fabulieren oder den Jubel sogar in einen veritablen Sing-A-Long (…und dein Leben dreht sich im Kreis“) trudeln lassen? Schöner und vor allem kruder als Andreas Dorau (MS Dockville 2011) wohl niemand nicht. Beim Berliner staatsakt-Label für elektronische Feinkost ist der „Fred vom Jupiter“-Schöpfer inzwischen angekommen. Eine gute Wahl für beide Seiten.
Zwanzig Jahre nach der pubertierenden Neuen Deutschen Welle also jetzt endlich der ultimative „Größenwahn“ auf „Todesmelodien“. Inklusive Seelenwanderungen und Erinnerungen an eine Zeit als Mauern bei Knastbruder Phil Spector noch aus zehntausend Noten bestanden. Dass Zitate wie „Stimmen in der Nacht / Ich bin aufgewacht“ via Melodie und Rhythmus auch mal an Juliane Werding gemahnen, kontert Dorau allerdings in ganz und gar nicht aalglatten Arrangements.
Das ist, bis hin zur Tuba, so filigran dem deutschen Nervenkostüm auf die Fingerspitzen geschaut, ist tragikomischer Pop, ist Tunnel hinüber („Es war hell“), ist Dackelblick, ist Duett mit Francois Catus (Stereo Total), lässt sich von Carsten Meyer pimpen („Gehen (Baby, Baby)“) und geht auch mit Ikone Inga Humpe im Hintergrund-Chor gen Himmel fahren. Zum Leben erweckt: „Todesmelodien“! (kel)