Es ist Schlicht & Ergreifend viel bilaterale Bewegung derzeit in der deutschen Interpreten-Gemeinde. Von innen nach außen führt der Weg für die beiden Berlin-Marzahner Hagen und Sven aka Haudegen. Deren leicht anachronistisches Image soll man sich übrigens erst einmal zulegen wollen: Pop, Ballade, große Kino-Leinwand mit Filmorchester Babelsberg. Da wird es Coolness-Fetischisten schon jetzt die Augenbrauen hinter der viel zu großen Sonnenbrille kräuseln.
Ok, Haudegen sind mit Schlicht & Ergreifend gleich als Doppel-CD vielleicht ein wenig zu mitteilungsbedürftig und die „Stimme des kleinen Mannes“ wird so auf Spielfilmlänge mitunter etwas überstrapaziert. Doch wer zwischen lyrischem Pomp, dem Schrei nach Verständnis und der nächsten Bordsteinkante alles nur auf eine Kulisse ohne Hinterbau reduzieren will, macht sich die Sache zu einfach.
„Unheiliges“ Weltverbessern auf hohem Niveau, schwergewichtige Authentizität oder einfach unpeinliche Gefühle mögen nicht jedermanns Sache sein. Das Verlangen auch mal Hinzuhören schwindet bekanntlich ebenso zu oft und zu überall. Aber mal ehrlich, Jungs dieser Stadt: der Wahlspruch „Männer können seine Gefühle nicht zeigen“ ist ja auch keine Lösung auf Dauer. 30. Juni | Logo. (kel)