Wenn eine US-Indierock-Band ihr erstes Album ernsthaft „Ameritown“ nennt, möchte man für einen Tag mal Mitarbeiter einer dieser Rating-Agenturen sein. Wenn dann noch dieselbe Bande ihre neue Bassistin vor dem zweiten Album als „das Beste, was uns passieren konnte“ beschreibt und kurz darauf in Serien wie „Melrose Place“ gespielt wird, könnte sich das Interesse unsererseits ambivalent einfärben. Dass die Eastern Conference Champions (23. September | Reeperbahnfestival) auf dem Twilight-Soundtrack gelandet sind, fällt da ja fast gar nicht mehr ins Gewicht. Dabei lagen doch schon ganz andere Steine im Weg der Southamptoner.
Zum Beispiel diese Sache mit Geffen, einer dieser Plattenfirmen, deren Interesse an unfertigen Künstlern als eher marginal beschrieben wird. So banden sich die Menschen um Sänger Joshua Ostrander ihr Schicksal ans eigene Bein und nahmen die Sache selbst in gemeinsame Hände. Herausgekommen ist mit „Speak-Ahh“ (Vö: 26. August) ein Nachfolger, dem eine ordentliche atmosphärische Entschiedenheit ins Gesicht geschrieben steht.
Der treibt voran auf der Suche nach dem, was gerade nicht zu haben ist, quengelt um die richtigen Entscheidungen, kämpft in sich selbst und behält immer einen spröden Live-Sound im Fokus. Dass ausgerechnet ein Stück wie „Patience“ ungeduldig auf der Stelle tritt, „How Long“ auch nicht eben in entspannter Grundhaltung Antworten einfordert und „Atlas“ dann sogar tüchtig die Nase blutet, wühlt auf. „Die Platte ist sehr düster“ fällt dann auch Ostrander schließlich erleuchtend aus dem Gesicht. Er muss es wissen. Er hat sie erlebt. (kel)