The Heart of Horror geben
sich beim Tauchgang in ihrem Schwimmbecken voller kleiner, melancholisch getränkter Indie-Tropfen ganz schön bescheiden. Oder halt auch ganz einfach künstlerisch eigenständig. Ist ihr Sänger Mathias Reetz doch immerhin seit geraumer Zeit auch neuer Frontmann der immer wunderbaren Blackmail. Doch zurück zur guten Sache, zurück zu The Heart of Horror. Ganz kurz vor dem Konzert am 27. April in der Pony Bar haben wir noch schnell bei Herrn Reetz nachgefragt, wie das so ist mit dem eigenen Album “Into My Own”, das wie zufällig just gerade erscheint. Die Gema haben wir dabei gleich mit verhandelt.
Das Album heißt “Into My Own”. Symbolisch nach der Erfahrung ein gleichwertiges Bandmitglied im Blackmail-Kosmos zu sein, die Reise ins Innere zum eigenen Songwriting ohne Kompromisse einzugehen?
Der Albumtitel “Into My Own” resultiert nicht unbedingt aus der Erfahrung mit Blackmail- ich sehe das eigene Songwriting eher als einen langen, persönlichen und überdauernden Prozess an. Dieser geht mit Lebensphasen, Krisen aber auch Bewältigung von Krisen einher. Ich habe den Titel gefunden, als die Platte schon längst fertig war und mich daran orientiert, wie sie klingt, wirkt und was sie bewirkt. Mir ist dann klargeworden, dass es ein extrem persönliches Album geworden ist. Musikalisch, aber vor allem textlich. Das musste ich erst verstehen, und es machte danach für mich absolut Sinn das Album “Into My Own” zu nennen.
Die Platte habt ihr in Berlin aufgenommen, Ihr wohnt im Ruhrgebiet, das Label sitzt in Köln, aber die Release Party steigt in Hamburg. Wie kommt das? Zufall oder heimliche Liebe?
Wir haben in diesem Fall wirklich zwei Release Konzerte! Die Bochumer folgen zwei Tage später nach Hamburg und es ist irgendwie tatsächlich ein “Booking” Zufall, dass das Konzert in der PonyBar vor dem Konzert in unserer Heimatstadt ist. Das ist aber auch weiterhin nicht schlimm, ich freue mich extrem auf Hamburg, ich war im letzten Jahr sehr oft dort, und ich bekomme immer mehr ein Gefühl für diese Stadt. Mal sehen, Liebe nicht ausgeschlossen.
Gema, Youtube, Spotify, Torrents etc. Im Moment vieles heiß diskutiert. Was wünscht Ihr Euch für die Welt der Musik im Jahr 2012? Was für Euch als Musiker?
Das ist in der Tat ein schwieriges Thema. Wenn das Streaming die Aufgabe hat, den musikalischen Horizont zu erweitern und Neugier zu wecken, finde ich das Modell gut. Wenn es die Aufgabe hat, Musik als kostenfreies Konsummittel dauerhaft zu etablieren, bin ich strikt dagegen. Das Streaming kann gut genutzt werden, um die eigene Musik breiter zu präsentieren, den Leuten muss aber auch klar sein, dass der Beruf des Musikers ein sehr harter und aufreibender ist, und das es eher um eine neue Form der Präsentation geht.
In unserem Fall haben wir mehrere Monaten an dem Album geschrieben, investiert und uns wirklich Gedanken dazu gemacht, diese Arbeit könnte man sich innerhalb von wenigen Minuten auf den Rechner ziehen oder aus Bequemlichkeit bei youtube, etc. hören. Nichts ist vernichtender als keine bis geringe Wertschätzung für seine Arbeit zu bekommen, diese Gefahr ist beim Streaming und beim illegalen Download eindeutig gegeben. Es ist somit ein pädagogisches Problem, es geht also um künstlerische Wertschätzung in dieser Gesellschaft. Ich würde mir wünschen, dass die Leute das zumindest verstehen, denn ist diese nicht da, wird für Musik auch weiterhin nicht gezahlt.
Interview: (kel)
