Vor wenigen Tagen erst ist „Children Will Be Furious“ erschienen, das dritte Album von Palila. Und ein ganz, ganz tolles neue Album. Das ist keine Neuerfindung oder der große Schritt in irgendeine Richtung. Und doch ist es anders, weil es im Vergleich zu den beiden Vorgängern – „Rock’n’Roll Sadness“ kam 2021, „Mind My Mind“ 2023 – einen bis drei Zacken roher klingt, schroffer, lauter, verzerrter. Zwingend anhören. Und zwingend anschauen. Schon am 16. April spielen sie mit Baker Seats in Cascadas, am 17. Mai dann zocken Palila im Music Star in Norderstedt. Wir haben bei Sänger und Gitarrist Matthias Schwettmann einmal nach der Platte und vor der Show nachgefragt.
Was für eine tolle Platte. Ich finde: eure beste. Warum findest du das auch?
Danke dir, das freut mich sehr! Und ja – ich finde tatsächlich auch, dass Children Will Be Furious unser bisher stärkstes Album ist. Es fühlt sich runder und gleichzeitig mutiger an. Wir sind als Band gewachsen, haben viel live gespielt, und ich habe das Gefühl, dass wir uns inzwischen noch mehr auf unsere Intuition verlassen können. Die Songs klingen für mich genau so, wie ich sie mir im besten Fall vorgestellt habe – roh, melodisch, wuchtig und ehrlich.
Ist sie schroffer als die Platten zuvor? Wieso ist sie das?
Auf jeden Fall. Schon der Einstieg ist ja besonders: Der erste Track ist die Ruhe vor dem Sturm – ein Song von meinem Soloalbum als Would. Und dann bricht mit Track zwei die Palila-Version über einen herein: derselbe Song, dieselbe Melodie, aber in ganz anderem Gewand – verzerrt, treibend, wütend. Dieses „Wachrütteln“ war durchaus beabsichtigt, im doppelten Sinne. Wir hatten einfach Lust, alles etwas lauter, direkter und kompromissloser zu machen – nicht, um irgendwas zu beweisen, sondern weil es sich genau richtig angefühlt hat. Vielleicht war da auch Frust, Weltschmerz, aber eben auch die Liebe zu verzerrten Gitarren und langen Nächten.
Gab es Dinge, die du bewusst anders machen wolltest, und Dinge, die du bei allen drei Platten bewusst gleich gemacht hast?
Ja – diesmal wollte ich auf Platte deutlich brachialer und lauter klingen, näher an dem, was wir live machen. Bei den Arrangements, bei den Sounds, auch beim Gesang. Was gleich geblieben ist: Ich nehme die Musik und die Gesangsmelodien im Vorfeld als Demos auf, Christoph unterstützt wie immer beim Texten. Und dann gehen wir gemeinsam in den Proberaum, wo die Songs nochmal atmen dürfen, manchmal verändert, live ausprobiert und auf Trio-Wucht getrimmt werden.
Live mit 3 Platten – wird das Setlist-Schreiben langsam anstrengend?
Manchmal, ja. Es gibt so viele Songs, die wir gern spielen, und es fällt zunehmend schwerer, bestimmte Stücke rauszulassen. Aber es ist auch ein Geschenk, diese Auswahl zu haben. Es ist wie ein Puzzle: Welche Songs passen zusammen, wo braucht es Luft, wo darf’s krachen? Ich finde es schön, dass wir inzwischen so flexibel geworden sind, dass wir auch mal spontan die Setlist ändern können.
Was machst du live inzwischen (noch) besser als früher und was würdest du gern noch besser machen?
Ich bin insgesamt entspannter geworden. Auf der Bühne vertraue ich uns inzwischen mehr – musikalisch, aber auch emotional. Früher haben wir vieles sehr durchgeplant, heute lassen wir öfter los, reagieren mehr auf den Moment. Was ich gern noch besser machen würde? Mehr Dynamik, mehr Kontraste. Vielleicht auch mal mehr Mut zur Stille. Und ja – ein bisschen mehr Show darf auch sein, ohne dass es albern wird.
Wie viel Einfluss hat DevilDuck Jörg auf eure Kunst und wer mischt sonst noch mit? Und woran lasst ihr drei niemanden außer euch ran?
Jörg ist ein super Sparringspartner. Er mischt sich nicht in unsere Musik ein, aber er hört sehr genau zu, stellt gute Fragen und hilft uns bei strategischen Entscheidungen oder beim Timing. Das ist sehr wertvoll. Was komplett bei uns bleibt: Das Songwriting, die Arrangements und alle Entscheidungen rund ums Artwork. Wir diskutieren viel, auch mal kontrovers – aber genau daraus entsteht am Ende etwas, das sich wirklich nach uns anfühlt.
Interview: Mathias Frank
Foto: Thomas Dufe