Auf den ersten Blick wirken Die Nerven wie jede andere Punk-Band, die jedes zweite Wochenende in einem ländlichen Jugendtreff die „Show ihres Lebens“ spielt. Ein zweiter Blick ist bei einem Großteil dieser Bands reine Zeitverschwendung. Nicht bei Die Nerven. Ihr wütendes Noise-Rock-Geschrammel klingt nach dilettantischer Garage-Verspielheit und erreicht erst mit den ernsten, kritischen und wortgewandten Texten ein musikalisches Level, welches man sonst nur von alten Hasen der deutschen Punk- und Indie-Szenerie kennt.
Ich muss gestehen, dass es bei mir eine ganze Weile gedauert hat, bis ich den aktuellen Hype um Die Nerven tatsächlich ernst nehmen konnte. Erst mit ihrer eingedeutschten Cover-Version von Lana Del Rey’s “Summertime Sadness” wurde mir klar, dass diese junge Band aus dem Stuttgarter Raum für den lang ersehnten Fortschritt in der deutschen Pop-Landschaft sorgen könnte. Die grungige Cover-Version verdeutlicht die Abstrusität von Songtexten in der kontemporären Pop-Kultur und zeigt hiermit auf, dass Texte wieder an Gewicht gewinnen müssen. Mit dieser Nachricht treten Die Nerven in die Fußstapfen von großen Namen der Hamburger Schule, wie zum Beispiel Die Sterne oder Tocotronic. Letztere fungierten sogar als Protagonisten im Musikvideo der Single „Angst“ von Die Nerven.
Dieses Jahr erschien das aktuelle Album “Out” bei Glitterhouse Records und brachte Kritiker zum Schweigen. Bei dieser Band handelt es sich nicht um ein One-Hit-Wonder, bei dieser Band handelt es sich um einen Meilensprung in die richtige Richtung.
Im Dezember werden Die Nerven zwei Shows im Molotow spielen. Nachdem das Konzert am 7.Dezember bereits ausverkauft ist, findet am 6.Dezember ein Zusatzkonzert statt. Karten hierfür gibt es bei der Theaterkasse Schumacher zu erstehen. (hw)