Wenn bei íšlfur Eldjárn Zuhause in Reykjavik das Telefon klingelt, ist es möglich, dass sich am fernen Ende der Leitung die städtische Müllabfuhr meldet. Nicht etwa allerdings weil der kreative Kopf wieder einmal alles falsch getrennt hat. Im Gegenteil. Irgendein isländischer Mitbürger war es, der den Müll mit Keyboard-Teilen oder Resten einer Orgel garniert hat.
Vor Erreichen der endgültigen Entsorgung ist nun Eldjárn der glückliche neue Adressat vermeintlichen Überflusses. Das Apparat Organ Quartet (23. September | Reeperbahnfestival) erfährt seine Sounds schließlich aus der Sammlung dringend museumsverdächtiger Casios und anderer Tasten. Und da ist nun einmal Ideenreichtum (nicht nur) in der Nachhaltigkeits-Diskussion gefragt.
Seit 2002 geht das nun schon so. Warum man satte acht Jahre nach dem Debüt benötigt hat, um „Pólí½fónía“ (Vö: 2. September) einzuspielen? Vollkommen Latte. Hat doch bisher auch niemand danach gefragt. Entstanden sind ja trotzdem neun, größtenteils instrumentale, pluggernde, quierkende, infantile, Pacman-Polonaise tanzende Stücke.
Natürlich muss auch von Kraftwerk kurz die Rede sein und irgendwo in diesem kaleidoskopischen Schleudergang verstecken Apparat Organ Quartet noch ein paar Spuren Prog. Fünf analoge Nerds, (k)ein Quartet(t), endlich mal wieder geile Vocoder und ein wenig Abwechslung im Alltag der isländischen Müllentsorgung. (kel)