Andreas Dorau (21. Januar | Indra) gilt vielleicht als eines der größeren NDW-Missverständnisse seiner Zeit. Wie es dazu kommen konnte, zeigen ab Ende Januar die beiden Wiederveröffentlichungen aus der Zeit des Quantensprungs von den „Blumen und Narzissen“ (1981) zum schon eher ausdefinierten Nachfolger „Offenherzige Antworten auf brennende Fragen“ (1983).
Und dokumentieren so aber auch die Verwandlung vom extraterrestrischen Zufallsprodukt aus dem heimischen Wohnzimmer bis tief hinein in die Vereinnahmung durch Plattenfirmen, denen die neue musikalische Sozialisation Deutschlands nicht schnell genug gehen konnte. So findet sich auf dem zweiten der beiden Zeitdokumente beinahe rein gar nichts mehr von der pubertären Selbstbespaßung aka DIY-Anarchie, die „Blumen und Narzissen“ noch so besonders und anders machte.
Sinnbildlich dazu fehlte auf der Originalausgabe von „Offenherzige Antworten auf brennende Fragen“ seinerzeit sogar das berüchtigte „Kleine Stubenmädchen“, indem es als Vorab-Single bereits an Radiostationen scheiterte, die im Text des Stückes den Feind ihrer selbstgerecht vordefinierten Idee von anständiger Kultur (Die Schlümpfe, Ernst Mosch) wähnten. Ausgestattet mit mancher frühen Andreas Dorau–Skizze als Bonustrack, versehen mit ausführlichen Liner-Notes von Carsten Friedrichs (Superpunk) und natürlich auch mit dem eben erwähnten Stubenmädchen sind diese beiden Platten ein kleines Stück Geschichte einer Zeit, die einen Umbruch erzwingen wollte, dabei aber von der eigenen Welle nach allen Regeln der Kunst verwässert wurde. Als einer der wenigen, hatte immerhin Dorau diese fade Entwicklung bereits früh erkannt und verweigert seinen eigenen „Offenherzigen Antworten“ bis heute die Liebe. (kel)