Gestern gab uns Jens Pfeifer, der Erfinder und Macher der Hamburger Küchensessions einen ersten Einblick, wie die Küchensessions entstanden sind. Wir erfuhren, wie all das angefangen und sich seitdem entwickelt hat. In Teil 2 sprechen wir darüber, wie es heute aussieht, wie eine typische Küchensession entsteht, werfen einen Blick auf das anstehende 3. Festival und gucken, was die Zukunft bringen wird. Weiter im Takt…
Wie können sich unsere Leser denn eine typische Session bei Dir vorstellen? Machst Du irgendwelche Vorgaben? Oder reagierst Du nur auf das, was da kommt und machst davon Momentaufnahmen?
Meistens nehmen wir 2 – 4 Songs auf. Ich reagiere auf das, was die Bands mitbringen. Ich gebe lediglich die Technik vor, die ich am Start habe: 3 Mikrofone (Danke AKG!), 2 Kameras. Die Band muss alles mitbringen um ihren gewünschten Sound zu erzeugen. Overdubs und Playbacks sind Tabu. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die meisten Aufnahmen sind aber schon One Takes, richtig? Also, es wird wenig bei Dir geprobt und rumprobiert, sondern doch recht fix aufgenommen?
Es ist immer One Take. Je nachdem wie ambitioniert die Band ist, können aber schon hin und wieder 2 – 3 Takes ins Land gehen, bis das Grinsen auf den Gesichtern erscheint. Ich mag Künstler die beim ersten Take sagen: “Hat kleine Fehler, aber nehmen wir so. Das Feeling hat gestimmt.”
Oft sind die fertig geschnittenen und gemischten Aufnahmen keine 24 Stunden nach der Aufzeichnung im Netz. Ist es Dein Anspruch, die Mitschnitte schnell zu teilen, oder ist es eher Mittel zum Zweck, damit sich nicht so vieles aufstaut?
Ich will immer sofort wissen, wie die Aufnahmen geworden sind und kann auch schlecht was zurücklegen und für später planen. Also gehe ich meistens in der Nacht noch an die Audiomischung und den Schnitt ran.
Gab es denn besonders lustige oder interessante Geschichten bei den Sessions? Plauder doch mal aus dem Nähkästchen…
Es gab sehr, sehr viele lustige Momente, famose Wortkreationen und Witzeleien mit den Jungs von Kolkhorst. Wenn Musiker bei uns übernachteten und wir uns den Abend mit Reebsaft oder Gerstenkaltschale versüsst haben. Aber auch der legendäre Outtake mit Enno Bunger.
Hast Du aus all den bisherigen Sessions welche, die Du selbst aus bestimmten Gründen als Highlights herausstellen möchtest?
The Wood Brothers: unfassbare Sänger und Musiker! Die Höchste Eisenbahn: Meine und unsere Herzensband. Olli Schulz, der gleich 8 Lieder zum Besten gab und dadurch maßgeblich zur Bekanntheit dieses Projektes beigetragen hat. Sea+Air als wir das Cembalo in den 2 Stock schleppten. Und natürlich mein 40. Geburtstag als Staring Girl und Plotzka zwischen Bierflaschen und Geburtstagsgästen ihre Sessions spielten.
Wer muss denn unbedingt noch in Deiner Küche spielen?
Wilco – Radiohead – Ani DiFranco – Neil Young – Ryan Adams
Nun steht am 16.November das 3.Küchensessions Festival vor der Tür. Was erwartet denn Deine Gäste dieses Mal?
Eine wirklich bunte Mischung aus Comedy, Rock, Punk, Progressive, Singer-Songwriter, garniert mit 2 Sorten Grünkohl. 8 Stunden Musik vom Feinsten. Immer berührend, meistens sogar unterhaltsam.
Und wem sollten wir am 16.11. besonders gut zuhören?
Wuttke – Der Herr Polaris – Simon & Jan – Safi – Olli Schulz – Benni Benson – Liza&Kay – Tim McMillan – Joco – dem noch geheimen spezial Gast
Passend zum Festival erscheint der dritte Sampler mit Küchensessions, aber auch eine fette 8-Vinyl-Box mit dem Inhalt aller bisherigen Sampler. Noch dazu auf einem eigenen Label, Kombüse Schallerzeugnisse. Wie kam es denn dazu?
Ich hatte vom Augsburger Label “In Gute Hände” gehört und das sie Vinyl-Veröffentlichungen machen. Dazu gehört eine Firma namens “duophonic”, bei der ich Preise angefragt habe und fast vom Stuhl gefallen bin. Aber nur fast. Da ich etwas gespart hatte und einige Zusagen seitens der Abnehmerschaft hatte, bin ich das Wagnis eingegangen und lasse derzeit 200 Boxen herstellen. Außerdem ist das einfach zu geil um es nicht zu machen. Knapp über 100 Boxen sind quasi schon verkauft.
Gab es für Dich Neuland zu entdecken bei der Produktion für die Vinyls? Mussten die Aufnahmen zum Beispiel neu gemastert werden?
Ich musste mich da selber erst mal schlau machen. Ich habe die Aufnahmen nicht neu gemastert. Es handelt sich weithegend um akustische Aufnahmen ohne viel Bass oder riesiger Dynamik. Hier und da musste man noch tontechnisch gegensteuern, das hielt sich aber in Grenzen. Mir geht es auch gar nicht darum ein brilliant klingendes Boxset zu präsentieren. Vielmehr eine Zusammenfassung der ersten vier Jahre. Es sind und bleiben halt Aufnahmen aus einer Küche.
Toll ist ja auch immer das Artwork, dass Du für Deine Releases benutzt. Die Sampler sind immer sehr liebevoll gestaltet. Machst Du das auch selber?
Für jeden der drei Sampler konnte ich tolle Künstler begeistern, die die Zeichnungen der Künstler angefertigt haben. Hier sind Imke Staats, Bernd Neuwerk, Claudia Rothenfluth und Katja Böhm zu nennen. Die Gestaltung habe ich dann, bis auf Sampler #3, selber übernommen.
Wie sieht denn die Zukunft aus, was dürfen wir im kommenden Jahr erwarten?
Viele neue tolle Videos, die Open Air Saison “Küchensessions gehen raus!” auf dem Lattenplatz, im Dachgarten des Uebel&Gefährlich, vielleicht auch was im Zirkuszelt im Schanzenpark. Dazu ein 4. Sampler, ein 4. Festival?
Zum Abschluss darfst Du Dir noch ein Video aus Deinen Küchensessions wünschen, dass wir unseren Lesern noch ans Herz legen können.
Vielleicht mal wieder etwas älteres: Gentlemen and Assassins mit “Ruin”. Hier spielt unter anderem Brian Viglione, der Drummer von den Dresden Dolls, mit.
Vielen Dank für Deine Zeit, Jens, und noch viel Erfolg mit Deinen Küchensessions!
Es war mir eine Freude!
Das 3. Hamburger Küchensessions Festival findet am 16.11.2014 im Knust statt. Besonders hübsche Hardtickets gibt es bei der Theaterkasse Schumacher und wir von concert-news präsentieren das Festival. Die angesprochenen CD-Sampler und das 8-Vinyl-Boxset kann man hier im Shop bestellen. Das Interview führte Nils Schlueter.

