Draußen sinken die Temperaturen, in den Clubs steigen sie grad kräftig an. Der Konzertwahnsinn in der Stadt ist in vollem Gange und wir mittendrin. An dieser Stelle berichten wir davon. Wie jeden Monat.
Capital Cities (5.9., Gruenspan) Zwei Sänger, einer bärtig und mit Sonnebrille, der andere Typ Highschool-Schwarm, dazu ein lustiger Trompeter und fertig ist die Pop-Band mit Radio-Hit. War irgendwie sehr unterhaltsam, aber irgendwie auch egal. (eh) *** Jaya The Cat (7.9., Rockspektakel auf dem Rathausmarkt) Alle Jahre wieder geile Bands unter freiem Himmel und eine geile Ausrede, ein Astra mehr zu kippen: Das Bier bezahlt die Bands. Solche wie Jaya The Cat, die dem geneigten Radiohörer vielleicht vom Hit “Closing Time” her bekannt sind. Jenseits dieses Weichspülersongs zeigen sie ihr wahres musikalisches Gesicht: eine explosive Ska-Reggae-Punk-Mischung zum Abfeiern bis der Arzt kommt. Guude Launee! (ds) *** Frank Turner & The Sleeping Souls (9.9., Gr. Freiheit 36) Kaputter Rücken? Egal! Man lebt nur einmal und Rock ’n‘ Roll kann schließlich Leben retten, vielleicht also auch heilen!? Für Frank Turner ist das Wort Schonung ein fremdes und der Rat des Arztes, die Gitarre nicht umzuhängen, wird sogar für einen Song komplett ignoriert. Man merkt, es juckt ihm in den Fingern, das Blut in den Adern kocht und seine großartige Band erledigt den Rest und peitscht den Frontman zur Höchstleistung. So bringt man das Publikum in Wallung und das dankt mit begeistertem Applaus und Textsicherheit! (cR)
Dawes (13.9., Molotow) Dawes verzaubern souverän das Molotow mit ihrem tollen Folk-Rock. Großartige Publikumsmischung und hohe Textsicherheit machen das Erlebnis rund. Wohl zum letzten Mal auf kleiner Bühne… zumindest im Molotow :-( (gs) *** Disco Ensemble (14.9., Logo) Die Finnen waren wieder in der Stadt und lassen es nach all den Jahren noch immer ganz schön krachen. Es tropft von der Decke und die jungen Wilden vor der Bühne geben Vollgas. Die Band dankt’s mit einem Gute-Laune-Set, natürlich inklusive “Drop Dead, Casanova”! Toller Abend. (cR) *** Sit Down And Sing (14.09., Knust) Tim Neuhaus, The Late Call und Ken Stringfellow hatten zum Stelldichein geladen und nicht zuviel versprochen. Abwechselnd gaben sie mal solo, mal gemeinsam ihre Songs zum Besten. Klarer Sieger des Abends: Tim Neuhaus. (dr) *** Marius Ziska (16.09., Nachtasyl) Wunderschöne und viel zu seltene bespielte Location, seltener Besuch von den Faröer-Inseln, schöne Musik und eine erlesene Auswahl an Zuschauern. Marius hat’s offenbar auch gefallen, denn er kommt schon am 3.10. wieder. Diesmal auf die Hedi. Nicht verpassen! (dr)
Hellsongs (19.9., Uebel&Gefährlich) Diese lustigen Schweden sind ein Phänomen. Da covern drei Hippies Entombed, Pantera, Iron Maiden & Co. mit Akustik-Gitarre, Piano und Frauenstimme und machen das so verdammt gekonnt, dass es den Leuten die Begeisterung zu den Ohren rausdrückt – egal ob Metalhead oder Hipster. Hochgradig empfehlenswert! (ds) *** Okta Logue (19.9., Gruenspan) Als Support der diesmal relativ egalen Portugal. The Man mit an Springsteens „Greetings from Asbury Park“ angelehntem Backdrop und Pink Floydschen Essenzen versehen. Gegniedel für Geduldige. Geil. (kel) *** Portugal. The Man (19.9., Gruenspan) Wer Okta Logue nicht ganz so großartig findet, hat lieber auf die möglicherweise zu poppige Hauptband des Abends gewartet. Doch weit gefehlt! Die gesamte Konzertdauer im Dunkeln, nur beiläufig angestrahlt von der Videoprojektion auf die Gruenspan-Rückwand (wer braucht Leinwände?) spielen sich die Wahl-Portlander ohne viel Pampam durch ihr Repertoire. Geil! (eh) *** The Wedding Present (19.9., Molotow) Same procedure as every year. Fast. Wieder einmal 50% der Band ausgetauscht und auch den größten Teil der Setlist. Dargeboten dieses Mal: The Hitparade, die Singlesammlung aller Vinylsingles von 1992. Tendenziell etwas mehr Altherrengerocke, aber noch immer mit genügend noisigen Einwürfen, die das alte C86-Herz höher schlagen lassen. (nsc)
Johnossi (20.09. Gr. Freiheit 36) Die Schweden sind zurück. Mit neuem Album und überraschenderweise in der tatsächlich gut gefüllten Großen Freiheit. Sowohl die neuen als auch die alten Songs werden gefeiert. Na gut, Klassiker wie „Man Must Dance“ und „Execution Song“ ein bisschen mehr als andere, wen wunderts. (dr) *** Crocodiles (20.9., Indra) Alle Delay-Gerätschaften in full effect im gut gefüllten Indra, wo die Crocodiles aus San Diego an diesem Abend ihren Musikteppich ausgerollt haben und dabei einen guten Eindruck machten, für völlige Begeisterung aber leider viele ihrer Songs mit Hitpotential beiseite ließen und den Abend eindeutig zu schnell beendeten. (nsc) *** Intergalactic Lovers (23.9, Molotow) Völlig unverständlich, warum so wenige den Weg an diesem Abend in das viel zu spärlich gefüllte Molotow gefunden haben. Nur an der Konkurrenz kann es nicht gelegen haben. Daher sei bitte allen gesagt: Die Intergalactic Lovers aus Belgien gehören zu den charmantesten und besten Livebands seit geraumer Zeit. Beim nächsten Mal solltest Du Dir das nicht entgehen lassen. Echt jetzt. (nsc)
Fotos: Doreen Reichmann